Trends in der Wissenschaftskommunikation: YouTube
”Wer inspiriert die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von morgen, in die Naturwissenschaften zu gehen, wenn nicht wir?
Cedric Engels (Kanal: Doktor Whatson)
YouTube ist inzwischen fest im Leben vieler – besonders junger – Menschen verankert. Die Plattform bietet eine Möglichkeit, eigene Inhalte an breite Zielgruppen zu vermitteln. Dass das auch bei wissenschaftlichen Themen funktioniert, zeigen viele erfolgreiche Kanäle aus Deutschland und der Welt. Wir zeigen, was den besonderen Charme von YouTube für die Wissenschaftskommunikation ausmacht.
Die zweitgrößte Suchmaschine der Welt
Die Plattform YouTube hat sich in den 15 Jahren seit ihrer Gründung zu einer der wichtigsten Webseiten der (westlichen) Welt entwickelt: Knapp zwei Milliarden Nutzer schauen täglich über eine Milliarde Stunden Videomaterial. Und auch die meisten Deutschen (77%) stöbern zumindest gelegentlich durch die riesige Video-Sammlung2. Dabei sind Wissenschafts-Themen durchaus relevant: Rund 38% der Nutzer unter 25 Jahren schauen YouTube unter anderem, um sich Wissen anzueignen3.
Freiheit und Entwicklung
Videos veranschaulichen komplizierte Inhalte auf ganz unterschiedliche Arten: Schemas, Fotos, Bewegtbild, aufwändige Animationen, oder auch eine einfache Tafel – alles, was dem Verständnis hilft, ist willkommen. Dabei sollte zwar immer auf vergleichsweise kurze Aufmerksamkeitsspannen im Internet Rücksicht genommen werden, Länge und Aufbereitung der Videos sind aber nicht vorgegeben. Im Gegensatz zu Fernseh-Sendern können YouTuber in einzelnen Videos Dinge ausprobieren und dabei direkt auf die Anregungen der Community eingehen. Die meisten bekannten YouTuber haben daher während der Laufzeit ihres Kanals mehrfach dessen Konzept verändert.
Persönlichkeit und Begeisterung
Im Fokus eines Videos steht fast immer die Persönlichkeit des Moderators, der stärker noch als im TV darüber entscheidet, wer den Kanal abonniert und wer nicht. Dieser Moderator muss aber kein angeborenes Showtalent besitzen: Die meisten Aufnahmen sind nicht live und können einstudiert und nachbearbeitet werden. Dadurch und aufgrund des unkomplizierten Uploads steht die Tür zum eigenen Kanal jedem offen. Wichtig ist vor allem, dass der Moderator mit Begeisterung von seinen Themen spricht – was wahrscheinlich die meisten Forscher tun.
Wenn der Publikationsdruck bremst
Vermutlich würden heute schon viel mehr Forschende das Medium nutzen, wenn sie nicht unter starkem Druck stehen würden, möglichst viele Ergebnisse in möglichst kurzer Zeit zu publizieren. Bisher ist öffentlichkeitswirksame Kommunikation für die Karriere nicht unbedingt förderlich, aber das kann sich ändern: Forschungsinstitute sehen sich nämlich immer stärkeren Erwartungen gegenüber, ihre Ergebnisse auch für Laien verständlich zu präsentieren. Sie rechtfertigen ihre Teilfinanzierung durch Steuergelder zum Beispiel mit Animationen oder Erklärvideos zu einzelnen Studien. Institutionen wie die Leibniz-, Max-Planck- oder Helmholtz Gemeinschaft gehen mit eigenen Kanälen voraus: In deren Videos sprechen Wissenschaftler unmittelbar über ihre Forschung, was den Weg für zukünftige Open-Science-Bewegungen ebnen könnte.
Wenn Wissenschaftler und Influencer zusammenarbeiten
Ein schönes Beispiel zeigt, wie Nachrichten aus der Wissenschaft auch ohne eigene Kanäle über YouTube verbreitet werden können: Für die Kampagne #EarthOvershootDay beantworteten Wissenschaftler aus verschiedenen deutschen Instituten Fragen von Jugendlichen zum Thema „Wie lebe ich in den Grenzen des Planeten?“. Diverse bekannte Youtuber bereiteten diese Informationen anschließend für ihre Follower auf4. Kampagnen dieser Art könnten auch für Citizen Science-Projekte genutzt werden.
Einige interessante Kanäle
Wer jetzt das Bedürfnis verspürt, seinen Horizont mit Wissenschafts-Videos zu erweitern, kann bei einem der folgenden Kanäle vorbeischauen: „Dinge erklärt – Kurzgesagt“ erreicht mit wenigen, sehr aufwändigen Animations-Videos die meisten Abonnenten im Monat; „MrWissen2Go“ spricht regelmäßig über Themen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft; Mai Thi Nguyen-Kim geht in „MaiLab“ differenziert auf populärwissenschaftliche Fragen ein; Der ehemalige TV-Moderator Christoph Krachten bespricht auf “Clixoom Science & Fiction” Forschungsergebnisse verschiedener Fachrichtungen; und Cedric Engels erklärt als “Doktor Whatson” Zukunftstechnologien und Themen aus Wissenschaft und Philosophie.
Insgesamt bietet YouTube die Chance, das Interesse von breiten Zielgruppen für wissenschaftliche Themen zu wecken und nebenbei die Bildung zu fördern. Unser Team von Convergo hat Erfahrung darin, Inhalte oder Produkte für YouTube aufzubereiten, oder auch Kontakte zu den entscheidenden Influencern zu knüpfen.
(1) Melanie Bergs (2019): „Alle Forschenden sind Youtube-tauglich“. Interview mit Cedric Engels.
(2) Statista (2019): Statistiken zu YouTube.
(3) Statista (2019): Warum siehst Du Dir Videos auf YouTube an? Ergebnis einer Umfrage unter 14- bis 24-Jährigen
(4) Robert Bosch Stiftung (2019): Pressemitteilung – Wissenschaft braucht YouTube.